Offener Brief

An den
Westdeutschen Rundfunk
Redaktion WestPol
Apellhofplatz 1
50600 Köln

Sehr geehrte Damen und Herren,

es freut mich, daß Sie einen Satz aus dem Interview, das Sie am 14. April 2012 auf dem Landesparteitag der Piratenpartei Nordrhein-Westfalen mit mir aufgezeichnet hatten, in Ihrer Sendung am Sonntag, dem 15. April 2012
verwendet haben. Im Begleittext auf Ihrer Webseite <http://wdr.de/tv/westpol/sendungsbeitraege/2012/0415/piraten.jsp>, der ja im wesentlichen wiedergibt, was gesprochenen wurde, ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Sie schreiben:

„Und: ‚Ich weiß, daß wir das können, was wir wollen‘ erklärt ein weiterer Delegierter in Dortmund.“

Mit „Delegierter“ war ich gemeint. Allerdings bin ich kein Delegierter. Ich weiß nicht, ob Ihnen bewußt ist, daß Piraten mehrheitlich, ja fast einstimmig, Delegierte ablehnen? Die Hierarchien der Macht von Bundesvorsitzenden, Stellvertretern, verschiedenen Lenkungsgremien über Landeschefs, deren Stellvertretern und so weiter bis hin zu Delegierten, die über dem normalen Fußvolk der bisherigen Parteien stehen, all das lehnen Piraten kategorisch ab. Wir folgen dem Grundsatz: Jeder Mensch hat eine Stimme, auch als „one man, one vote“ bekannt, und wir haben lieber riesige Versammlungen und Parteitage als undurchsichtige und korruptionsanfällige Delegiertensysteme. Die Piraten sind eine Mitmachpartei. Auch bei den Piraten kann nicht jeder alles machen, denn so viel Zeit hat niemand, aber jeder kann bei allem mitmachen. Delegierte sind überflüssig. Das ist gut so, denn es ist eine unserer Stärken, ein Grund für unseren bescheidenen Erfolg.

Ich hoffe, andere Piraten werden es mir nicht verübeln, daß das Wort „Delegierter“ im Zusammenhang mit meinem Gesicht auf Ihrer Webseite auftaucht. Ich will kein Delegierter sein. Ich bleibe Pirat.

Dennoch: Danke für Ihre Reportage über die politische Tätigkeit der Piraten.

Mit freundlichen Grüßen

Purodha Blissenbach

Disclamer: Die in diesem Artikel getroffenen Aussagen und Meinungen repräsentieren nicht zwingend die Ansichten sämtlicher Krefelder Piraten oder der Piratenpartei Deutschland, sondern nur die des Autors.